Thailand

Kurz vor Weihnachten buchen wir beim Reisebüro eine Thailandreise, damit sich ein lang von mir gehegter Wunsch erfüllen kann. Bei der Buchung schlage ich eine Reiserücktrittversicherung aus, weil ich die Thailandreise endlich antreten will.

Weihnachten fegt der Tsunami über den Indischen Ozean hinweg. Er  beutelt unter Anderem thailändische Badeinseln. Wir hatten eine Rundreise durch Nordthailand mit anschließenden Badetagen im Südchinesischen Meer gebucht. Nach dem Tsunami braucht Thailand erst recht Touristen. Wir wollen fliegen.

Ein paar Tage vor Reisebeginn ruft das Reisebüro an, dass die Mindestteilnehmerzahl für diese Reise nicht erreicht wurde. Sie soll jedoch von Frankfurt bis Bangkok, ohne Reiseleitung, trotzdem durchgeführt werden, wenn wir einverstanden wären. Wir waren.

Kurz vor der Abreise werden wir vom Reisebüro angerufen, dass ein Ehepaar, welches mit uns die Thailand-Rundreise machen wird, telefonisch vorab mit uns Kontakt aufnehmen möchte. Der Kontakt kommt zustande.

Montag 17.1.2005

Unser Sohn bringt uns gegen 17 Uhr zum Hauptbahnhof. Am Bahnsteig, an dem unser Zug nach Frankfurt abfahren wird, spricht uns ein Herr an und meint, nach unseren Kofferetiketten könnten wir das andere Paar sein, welches die Thailand-Rundreise macht und stellt sich vor. Er hat recht. Wir fahren zusammen mit dem ICE nach Frankfurt-Flughafen. Dieser Bahnhof erscheint sehr flughafenmäßig, das heißt, er ist picco bello sauber.

Die vom Reisebüro erhaltene Information, wo wir einchecken können, ist falsch. Wir schlagen uns zum richtigen Terminal durch.

In der Warteschlange beim Check-in spricht ein älterer Herr mich von hinten humorvoll an. Ich denke, er und seine Begleiterin könnte das dritte Paar der Thailand-Rundreises sein.

Landkarte von Europa bis Südostasien

Gegen 20 Uhr 20 startet in Frankfurt unser Flieger der Qatar-Airways zur Zwischenlandung in Doha, der Hauptstadt des Scheichtums Katar (Qatar). Dort gibt es bereits 2 Stunden Zeitverschiebung, das heißt Deutschland hängt 2 Stunden hinterher, oder in Katar geht die Sonne 2 Stunden früher auf.

Dienstag 18.1. 2005

Nach der Landung geht es in den Transitwarteraum. Im arabischen Raum ist Doha eine Drehscheibe. Außer den europäischen Langnasen, im Gegensatz zu den asiatischen Kurznasen, sieht man auch arabische Langnasen, Männer mit weißen Hemden, bis zum Boden, und ihren arabischen Kopfbedeckungen, die eine edle Eleganz ausstrahlen, daneben schwarz gekleidete Muslime, mit verschieden starken Gesichtsverhüllung. Einige stumpfnasige Orientalinnen sitzen selbstbewusst nach ihrer gewohnten Sitte auf dem Boden im Kreis, eine richtige Frauen-Power. Auf gleiche Weise zeugen einige langnasige Frauen aus dem persisch-indischen Raum von ihrem Selbstbewusstsein.

Auf dem Flughafen gibt es einen Gebetsraum für Männer und einen für Frauen. Trinkwasser steht an speziellen Trinkanlagen zur freien Verfügung. Die Toilette enthält, anstelle des Toilettenpapiers, nicht das islamische Wassereimerchen für die linke Hand, sondern eine kleine bewegliche Brause. Das leicht kühle Wasser trägt zur schnelleren Entspannung des Schließmuskels auf angenehme Weise bei.

Nach 1½ Stunden Aufenthalt im Transitraum von Doha geht es wieder in ein Flugzeug der Qatar-Airways. Die wenigsten Stewardessen sind Araberinnen.

Im Flugzeug sind wir, entsprechend dem Ruf der Quatar-Airways, hervorragend versorgt mit Reiseplaid, Schlaflarve, Übersocken, Fernsehen, Musik über Kopfhörer, Essen und Trinken.

Bei Sonnenuntergang fliegen wir über Thailand. Weitere 4 Stunden zeitverschoben erreichen wir Bangkok bereits nach Sonnenuntergang, da die Dämmerung ja umso kürzer ist, je näher man sich am Äquator befindet. Vom Flugzeug aus präsentiert sich die 12 Millionenmetropole als ein aus Lichterketten bestehendes schachbrettartiges Netz.

Wir kommen durch die Passkontrolle und wechseln die ersten Euros für Trinkgelder in Thailändische Baths um und finden den Flughafenausgang, wo wir auch schon von unserer zukünftigen Reiseleitung erwartet werden. Dort warten wir dann auf das dritte Paar, auf welches wir, ohne zu wissen, dass wir die nächsten 17 Tage zusammen sein werden, schon in Frankfurt gestoßen waren.

Die örtliche Reiseleitung ist, wie im Reiseprospekt angekündigt, deutschsprachig mit thailändischer Zunge, für die das „R“ eine Schwierigkeit darstellt und von der Muttersprache her eine völlig andere Grammatik gewohnt ist.

Thailändisch kennt keine Geschlechter, wie männlich, weiblich oder sächlich und keine Zeiten, wie Vergangenheit oder Zukunft, diese Zeiten kennen die glücklichen Hawaiianer übrigens auch nicht. Das Leben in der Gegenwart, ohne an die Vergangenheit oder Zukunft zu denken, ist wohl ein Grundpfeiler für ein glücklicheres Dasein, das ja auch beim Meditieren, dem Sein im Hier und Jetzt, angestrebt wird.

Die Reiseleitung ist eine Thailänderin mit einem Gesicht mehr nach dem chinesischen Schönheitsideal, das dem vollen Mond gleicht, wie es im Norden Thailands heimisch ist, im Gegensatz zu den schlanken Püppchen Südthailands mit ihren ovalen Gesichtern. Ihr freundliches Lächeln brach gleich jeglichen Bann. Wie sie später erzählte, ist sie in Bangkok geboren. Sie gehört wie 95% der Thailänder dem buddhistischen Glauben an.

Nach dem Einladen der Koffer geht es in einem klimatisierten Mercedes-Kleinbus zu unserem 4-Sterne-Hotel AMARI Atrium in Bangkok, in dem Siemens gerade eine Konferenz abhält und in dem im 4. Stock ein Swimmingpool ist. Im Hotel lächeln und dienen überall Püppchenthailänderinnen. Sie geben Auskünfte und zeigen mit zu einer Schale gebeugten Hand wie Tänzerinnen, wohin man seine Aufmerksamkeit zu lenken hat, um seine Frage gelöst zu bekommen. Nur die halbhohen Blockabsätze ihrer Schuhe zeigen, dass ich mich nicht in einer Traumwelt befinde, sondern in der Wirklichkeiten Welt .

Wir sind so müde, dass wir, trotz des Versprechens einer angenehmen Erfrischung, den Swimmingpool nicht mehr erreichen.

Mittwoch 19.1.2005

Das ursprüngliche Programm, die Besichtigung des Palastes von Bangkok und wichtiger Bangkoker Tempel, muss wegen des Staatsbesuchs aus Singapur geändert werden, und so starten wir um 7 Uhr 30 zu einem Ganztagesausflug nach Damnoen Saduak mit seinem Schwimmenden Markt. Wir fahren im thailändischen Linksverkehr, entgegen dem Hauptstrom, auf streckenweise bis zu zehnspurigen Straßen aus Bangkok hinaus. Wir überqueren Stadtautobahnen, die sich teilweise in zwei oder gar drei Ebenen übereinander erheben, überqueren Klongs, wie die Kanäle in Thailand heißen, Wellblech-Siedlungen, Felder, den Menam-Fluss, an dem Bangkok liegt, und sehen auf hohen Stahlsäulen gigantische, unsere Plakatsäulen ersetzende Reklametafeln, erblicken Wolkenkratzer, spiegelnde Glaspaläste, die in den Himmel ragen. Das Fundament dieser Bauwerke reicht 60 Meter hinab durch das Schwemmland des Menam-Flusses bis auf den Fels. Die Architektur reicht vom schlichten postmodernen Kubus bis zum verspielten Wohnsilo. Bespickt mit surrenden Klimakästen reihen sich verrußte Mietskasernenzeilen mit vergitterten Balkonen an Mietskasernenzeilen mit verrosteten Balkongittern. Auf den Balkonen hängen Vogelbauer, meistens aber Kleider zum trocknen oder lüften. Das Durchschnittsappartement in diesen Wohnsiedlungen ist 30-40 m2 groß, wird von Großfamilien mit 3 Generationen bewohnt und hat anstelle einer Küche einen Mikrowellenherd. Das Essen wird samt Soßen in den Garküchen, die sich den Straßen entlang ziehen, gekauft und in der Mikrowelle erwärmt. Einmal überquert uns die Skylinebahn, welche die Begüterteren zu ihrer Arbeit bringt. Die Skylinebahn ist ein Massenverkehrsmittel, das Siemens auf Betonstelzen mit fünfzigjähriger Erbpacht gebaut hat, und das nach fünfzig Jahren Bangkok gehören wird. Bis dahin kassiert Siemens die Gewinne ab. Hier verstehe ich, warum Siemens die Bank mit angehängter Elektrowerkstatt genannt wird. Wer nicht mit der Skylinebahn zur Arbeit kommt, wälzt sich durchschnittlich 2 Stunden lang 30 km weit in einer Blechlawine seinem Broterwerb entgegen. Die Thais versuchen immer das Beste aus einer Situation zu machen. Im stehenden Verkehr wird nicht nur elektrisch rasiert, auch die übrige Morgentoilette absolviert, soweit dies ohne Wasser funktioniert, aber auch Babys gewickelt. Pick-Ups sind hinten manchmal links und rechts mit Bänken ausgerüstet, auf denen ebenfalls der Berufsverkehr abgewickelt wird. Am schnellsten sind die Zweiräder, die sich zwischen den Autos hindurchschlängeln. Wenn eine Verkehrsampel auf Grün umschaltet wälzt sich ein Pulk von Motorrädern, Mopeds und Motorrollern den Autos vornweg in das Getümmel. Es scheint, dass ich die Zweiradfahrer derl sich der dahinter heranrollenden Blechschlange entziehen wollten, doch sie sind auch nur Teil dieses sich wieder einmal bewegenden Verkehrspakets. Dass die rushhower zu den umsatzstärksten Zeiten der Garküchen und Restaurants entlang der Straßen zählt, leuchtet bei solch einem Verkehr von selbst ein, Zeit und die Mikrowelle wird gespart. Wer Glück hat, kann mit der Schnellbarkasse über den staufreien Klong von Anlegestelle zu Anlegestelle flitzen. Kommt eine Schnellbarkasse an die Anlegestelle, wird ein, das ganzes Boot einhüllender, Plastikvorhang herabgelassen. Die Fahrgäste steigen darüber aus und neue steigen darüber hinzu. Ist das Umsteigen beendet, geht der Plastikvorhang wieder hoch, der Motor und die Schiffsschraube heulen auf und ab geht die Fahrt. Der Schaffner geht außerhalb des Plastikvorhangs auf dem Bootsrand entlang und kassiert das Fahrgeld durch einen Schlitz zwischen Decke und Plastikvorhang.

Wir frühstückten je nach Geschmack thailändisch scharf mit Fisch, Fleisch, Nudeln oder Reis, amerikanisch deftig, oder deutsch mit Toastbrot oder Müsli, aber immer mit frischem Obst, das teilweise mit Orchideen dekoriert ist, im Hotel.

Wir fliegen auf einer Autobahn, für die eine Maut erhoben wird, aus Thailands Hauptstadt antizyklisch hinaus.

Längst haben wir die besteuerte Straße verlassen und unser erster Stopp ist eine Saline, bei der das Meerwasser hergepumpt wird. Die Sonne verdunstet das Wasser und übrig bleibt das Salz.

Zur Religion Thailands kann man sagen, dass 95% der Thailänder Buddhisten sind. Ganz im Süden gibt es Moslems, die ein paar Prozent an der Gesamtbevölkerung ausmachen. Die Bergstämme ganz im Norden zählen zu den Animisten, das heißt zu den Menschen, die an die Macht von Geistern und ihrer verstorbenen Ahnen glauben und sie daher ehren. Ebenso glauben die Animisten, was vom Lateinischen Anima, der Seele kommt, dass alles, Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar Steine beseelt sind. Ein anderer Ausdruck für Animist ist Pantheist, das heißt alles ist göttlich. Der Brauch der Ahnen- und Geisterverehrung spielt aber in ganz Thailand auch heute trotz dominierendem Buddhismus noch eine große Rolle. Zu jedem Grundstück gehört ein Geister - und ein Ahnenhäuschen, das sind Altäre auf denen ein tempelartiges Gebäude beziehungsweise Storchenhäuschen steht. Die Geisterhäuschen stehen höher als die Ahnenhäuschen, aber sie stehen beide an einem Kultort nahe beieinander. Zu den Ahnenhäuschen führt eine Treppe hoch wie zu den Störchenhäuschen, die Geisterhäuschen entsprechen kleinen Tempeln. Hinten stehen in den Ahnenhäuschen sitzende Figuren von Oma und Opa, erkenntlich an ihren Brillen. Je nach Größe gibt es weitere Figuren, welche die Nachkommen der Ahnen repräsentieren, aber auch Tänzerinnen, und Tiere. Den Ahnen stellt man Speisen hin, den Geistern spendet man Räucherstäbchen. In unserem Bangkoker Hotel war in einem Dosengetränk ein Trinkhalm für die Ahnen.  In den Geisterhäuschen stehen oftmals hinduistische Figuren wie Brahma, Wischnu oder Schiva. Brahma ist der indische Schöpfergott, der über die Juden auch den Christen noch erhalten ist. - Der Gott der Erhaltung, der hundertarmige Shiva und der Gott der Zerstörung Wischnu sind über das Judentum den Christen nicht mehr erhalten geblieben. - Im Geisterhäuschen kann ebenso der hinduistische Ganescha stehen, es brauchen nicht die indischen Götter sein, welche Anfang, Fortgang und Ende symbolisieren.

Geister- und Ahnenhäuschen

Geister und Ahnenhäuschen

Der nächste Stopp ist ein am Rand der Straße stehendes Bauernhaus, welches sich aber auf touristische Besichtigung eingestellt und zu diesem Zweck auch eine Toiletten und einen Souvenirverkauf eingerichtet hat.

Es ist ein Storchenhaus, wie die Häuser genannt werden, die auf Stelzen stehen, um sich den Wassermassen des Monsuns und dem Getier zu entziehen. Außer den Restaurants oder Märkten wird ein Privatgeschäft oder gar eine Wohnung nicht mit Schuhen betreten, geschweige denn ein Tempel. Die Schuhe stehen in einem kleinen, aber überschaubaren Chaos vor der Eingangsschwelle, die man nicht betritt, weil dies Unglück bringen würde. In Strümpfen oder meist barfuss, geht es eine Holztreppe hoch zur Wohnebene.

Storchenhaus

Storchenhaus

Die Wohnebene ist wiederum dreistufig gebaut. Im Wesentlichen enthält sie die Schlafplätze für drei Generationen. Daher die drei Ebenen. Die höchste Ebene besitzt auf der einen Seite einen umfangreichen Haustempel. Die andere Seite enthält, eine Stufe tiefer, die Küche mit Speisevorräten, Gewürzen und Soßen in der, im Gegensatz zur Stadt, auf einem Gasherd mit zwei Flammen selbst gekocht wird. Zwischen Küche und Hausaltar ist das Privatzimmer, das von einem Paar für sich alleine genutzt werden kann, ohne den Rest der Familie an ihrem Genuss teilhaben lassen zu müssen.

Mediationsecke mit Hausaltar

Meditationsecke mit Hausaltar

 

Der Wasservoratsbehälter in der Küche

Küche

Küche

Das Storchenhaus ist vom Dschungel umgeben.

Die Orchidee wächst im thailändischen Dschungel wild

Ein Klong führt am Haus vorüber.

Klong

In ihm schwimmen außer Wasserhyazinthen noch andere Wasserpflanzen. Unter dem Haus steht ein Bassin, in dem eine zukünftige Fischmalzeit schwimmt, verschiedene Wasserbehälter, die während der Regenzeit das Wasser sammeln werden, und ein Fischerkahn. In einem waschküchenartigen Kessel wird Zuckerrohr zu Melasse verarbeitet, die wie die Souvenirs gleich gekauft werden kann. Natürlich fehlt es wie auf einem Bauernhof üblich weder an Federvieh, noch an Katzen oder Hunden. Unerwarteter Weise gibt es auch ein Käfig mit Affen und eine Voliere. Der dschungelartige Garten enthält Kokospalmen, Bananen und weitere mir unbekannte Obstbäume. Nach dem Kauf einer silbernen Opiumpfeife als Souvenir geht es weiter nach Damnoen Saduak.

Dort angekommen verlassen wir den klimatisierten Kleinbus und steigen in ein Langschwanzboot, das auf mich wie ein übergroßer, aus dem Wasser ragender zahnloser Krokodiloberkiefer wirkt. Der Name Langschwanzboot deutet die Antriebsart an. Der Antrieb besteht, ähnlich einem Außenbordmotor, aus einem beweglich gelagerten Motor jedoch mit einer extrem langen Propellerwelle. Der Motor ist kein leichter Außenborder, sondern ein im Boot auf seinem Schwerpunkt gelagerter, ungestümer, qualmender Automotor. Die Fahrt führt durch die schachbrettartig angelegten Klongs.

Fahrt durch die Klongs

Soll das Boot eine Kurve fahren, wird der Motor samt Welle an einer Steuerstange frei Hand zur Seite bewegt, so dass die Welle wie ein zur Seite bewegter Fischschwanz wirkt. Fernab vom Straßenverkehr und Klimaanlage inmitten des Dschungels auf einem künstlich begradigten Wasserarm, kommt ein Gefühl von heiler Welt auf. Bougainvillen grüßen. Dschungel so weit das Auge reicht.

Dschungel

zum Vergrößern in das Bild klicken

 

Üppige Vegetation

Wir sehen einen Elefanten bei der Arbeit.

Elefant neben dem Klong

Langsam kommt am Rand des Kanals immer wieder einmal ein Stelzenhaus auf.

Stelzenhäuser neben dem Klong

Meistens sehe ich Wohnhäuser, aber auch Handelshäuser, in deren dunklem Bauch allerlei Waren zum Verkauf aufgestapelt sind.

Zu der meditativen Stimmung passend taucht links ein bunter, glitzernder Tempel mit orange gekleideten Mönchen auf.

Die Reiseleiterin erklärt, dass da, wo es feucht ist, es auch Schlangen gibt. Auch wegen ihnen erheben sich die Störchenhäuser auf ihre Stelzen. Schließlich zeigt sich der erste Seitenkanal mit den Booten auf denen der Schwimmende Markt abgewickelt wird. Wir fahren in das Herz des Marktes, welches nun sowohl auf dem Kanal als auch in einer großen Holzhalle schlägt.

Schwimmender Markt

 

 zum Vergrößern in das Bild klicken

 

Schwimmender Markt

 

Der schwimmende Markt

 

Fester Grund neben dem schwimmenden Markt

Ich handle einen Hut von eintausend Bath auf einhundert Bath herunter. Nach dem Kauf stellt sich der thailändischen Hut als vietnamesische Art heraus. Wir kaufen noch eine Marionette und für mich den seit 40 Jahren gewünschten seidenen Hausmantel, der sich letztlich als kunstseiden herausstellt. Der Tag hält noch viel Sehenswertes bereit und so geht die Fahrt weiter zur Klosteranlage Phra Pathom Chedi.

Der Buddhismus hat zwei Hauptströmungen, das Große Fahrzeug und das kleine Fahrzeug. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Kleinen Fahrzeug und dem Großen Fahrzeug besteht darin, dass das Ziel beim kleinen Fahrzeug in der persönliche Erlösung und dem Eingang in das Nirvana besteht, beim Großen Fahrzeug aber der Eingang in das Nirvana trotz Erleuchtung solange hinausgeschoben wird bis alle Mitmenschen die Erleuchtung erreicht haben. Die Erleuchteten stehen solange ihren Mitbrüdern und Mitschwestern bei, ähnlich dem sokratesschen Höhlengleichnis. Diese Erleuchteten heißen im Großen Fahrzeug nicht Buddha sondern Bodhisattwa. Zu ihnen zählt selbstverständlich Gautama Siddharta von Sakhiamuni. In Thailand wird das kleine Fahrzeug, auch Theravada-Buddhismus genannt, praktiziert.

Pagode von Phra Pathom Chedi

Die Klosteranlage von Phra Pathom Chedi hat in ihrem Zentrum die größte Pagode Südostasiens. Eine Pagode ist ein Bauwerk, das sich über der oft 15 Meter tief vergrabenen Asche des verstorbenen Siddharta Sakhiamuni, dem uns bekannten Buddha, erhebt. Diese Pagode ist nicht nur das höchste buddhistische Gebäude der Welt, sondern ist über dem ältesten Tempel Thailands errichtet. Das Gebäude besteht aus glasierten Ziegeln. Vor der Pagode steht ein Bodhibaum dessen Geist oder Seele durch Spenden, wie einem gelben Tuch um seinen Stamm, geehrt wird. Hier wird die Vermischung des älteren Animismus mit dem jüngeren Buddhismus offensichtlich.

Wir umrunden in der richtigen Richtung, mit dem Uhrzeiger, zuerst die äußere Mauer mit ihren vielen Nischen in denen goldene Buddhafiguren stehen.

Altar von Phra Pathom Chedi

Dann umrunden wir im Innenhof die Pagode. Dort sehen wir entsprechend dem Kreuzgang eines christlichen Klosters im überdachten Gang Schulbänke und eine Tafel stehen. Das scheint der Ort zu sein an dem die jungen Novizen Bali-Sanskrit lernen. Von irgendwoher klingt gemeinsame Gebetsrezitation von Mönchen und lässt im Innenhof eine schöne meditative Stimmung aufkommen.

Innenhof von Phra Pathom Chedi

Im Innenhof von Phra Pathom Chedi

Das buddhistische Kloster hat dieselbe Funktion wie unsere mittelalterlichen christlichen Klöster mit Herberge, Schule, insbesondere für Bali-Sanskrit er ist ein Ort der Heilung von körperlichen und seelischen Leiden. Bei uns zeugt die Hildegard-Medizin von der klösterlichen Tradition der Heilung mit Kräutern. Wir sehen in den Schulungsraum wo die berühmte Thaimassage gelehrt wird, welche ihren Ursprung in einem Kloster hat. Die Klöster bekommen keine Kirchensteuer, es geht alles auf Spendenbasis.

Unsere Reiseleiterin nennt uns die 5 buddhistischen Gebote:

1. Du sollst nicht töten

2. Du sollst nicht stehlen

3. Du sollst nicht betrügen

4. Du sollst nicht ehebrechen

5. Du sollst keine berauschenden Mittel genießen.

Nach der Besichtigung des Klosters geht die Fahrt weiter zum Rose Garden Park. Nach dem Mittagessen gibt es wunderschöne Aufführungen über die Kultur Thailands mit verschiedenen Tänzen aber auch mit Thaiboxen und Schwertkampf bei dem wirklich die Funken sprühen.

Auf der Nachhausefahrt zum Hotel widerfährt uns noch ein Glück, um das uns viele Thais beneiden. Wir sehen König Bumipol von Thailand mit seinem Staatsgast in seinem Rolls Roys fahren. Das ist für unsere Reiseleiterin ein ganz besonders freudiges Ereignis.

Der erlebnisreiche Tag endet im Bangkoker Hotel.

Donnerstag 20.1.2005

Ganztägiger Ausflug nach Ayutthaya, der früheren Hauptstadt Siams, eines Landesteils von Thailand, nach dem früher ganz Thailand benannt war. Gewaltige Backsteinruinen von Palästen und Tempeln sind stumme Zeugen glanzvoller Vergangenheit die unter das Kulturerbe der UNESCO fallen.

Ayutthaya

In der Ruhe und Weite zwischen den Ruinen dieses alten heiligen Ortes, wo das warme Braun des noch auf dem Boden liegenden Herbstlaubes mit dem Braun der Backsteine verschmolz geschah was ich nicht erwartet, aber im tiefsten Inneren gehofft hatte. Ähnlich, wie einst Buddha unter dem Bodhibaum unnötigen, mentalen Ballast abwarf, lösten sich antiquierte Erinnerungen in nichts auf.

Fortbestehendes Heiligtum in Ayutthaya

Aus dem winterlich kahlen Geäst einer riesigen, schützenden Baumkrone erhebt sich ein blau gefiederter Vogel und entschwindet in der weiten Aura dieses immer noch lebendigen Heiligtums.

Dann besuchen wir den unter freiem Himmel liegenden, viele Meter lange Buddha.

Besuch der ehemaligen Sommerresidenz der Könige von Ayutthaya und Bangkok.

Sommerresidenz der Könige von Ayutthaya und Bangkok

 

 

Chinesischer Palast in der Sommerresidenz

Im Park empfängt uns ein Duft der Königin der Nacht von ihren weisen Blüten und aus Lautsprechern entlang der Wege klingt sanft traditionelle thailändische Musik, das ganze wirkt sehr erholsam ja sogar erotisch. Von dort geht es mit dem luxuriösen Horizon Cruise auf dem Menam-Fluss zurück nach Bangkok. Am Ufer sehen wir immer wieder einmal Klöster oder Buddhas die zum Fluss schauen. Ich denke dass diese Buddhas oder Heiligtümer auf alten animistischen Heiligtümer beruhen, die den Segen der Flussgöttin Genka heraufbeschwören. Die Flussgöttin Genka dürfte wohl auch identisch mit der indischen Flussgöttin Ganga sein. In Bangkok sehen wir die goldenen, königlichen Drachenboote, die zu einer Zeremonie zur Entschuldigung wegen der Verschmutzung des Wassers bei der Göttin Genka gebraucht werden.

Freitag 21.1.2005

Am Vormittag wohnen wir im weißen Marmortempel der Zeremonie bei, wie ein junger Mann vom Klosterleben in das weltliche Leben zurückgeführt und entlassen wird.

Kloster mt weißem Marmor in Bangkok

Blüten im Klosterbereich

 Zum Vergrößern in das Bild klicken

Nyphaea Victoria Regia, Riesenseerosenblätter im Klosterbereich

Beim anschließenden Besuch des Blumen- und Obstmarktes werden die Augen weit von der Pracht der Blumen und die Lungen werden manchmal eng vom strengen Geruch der von verarbeitetem Fisch ausgeht.

Blumenmarkt in Bangkok

Lotusblumen

Warenzufuhr auf den Markt

Marktstraße

Ware die einen neuen Eigentümer sucht

Früchtestand

Früchtestand

Anschließend Besichtigung des königlichen Palastes in Bangkok und den auf dem Palastgrundstück stehenden Tempel mit dem smaragdenen Buddha welcher aus Jade und nicht aus Smaragd besteht. Die Pracht der Anlage lässt sich mit Worten kaum beschreiben.

Bangkok Palast 002Bildergalerie.jpg

 

 Bangkok Palast 006Bildergalerie.jpg

 

Bangkok Palast 004Bildergalerie.jpg

 

Bangkok Palast 003Bildergalerie.jpg

 

Bangkok Palast 007Bildergalerie.jpg

 

Bangkok Palast 001Bildergalerie.jpg

 

 

Nachmittags ziehen wir durch das Chinesenviertel. Woolworth so weit das Auge reicht, nur halt rot mit gold dominierend vor allem auch weil das chinesische Neujahrsfest bevorstehet.

Besichtigung des 5½ Tonnen schweren Goldbuddhas. Ich mache einen schnellen, privaten Abstecher zum Chinesentempel wo ich zufällig erlebe, wie ein junger Mann inbrünstig und wunderschön chinesisch singend ein Lied darbringt.

Abends genehmigen wir uns für umgerechnet 6 € eine 1-stündige Fußmassage. Leider waren wir zu spät mutig genug uns das anzutun.

Samstag 22.1.2005

Morgens Abfahrt mit dem Bus nach Kanchanaburi. Besuch des Museums welches den Bau der Burma-Thailand-Eisenbahnstrecke dokumentiert mit der berühmten Brücke am Kwai. Solange die anderen den Soldatenfriedhof besichtigen weigere ich mich dem kriegerischen Unsinn meine Aufmerksamkeit zu schenken und entdecke eine christliche Kirche. Sie ist geöffnet und scheint dem Herzen Jesu geweiht zu sein. Herz Jesu Verehrung führt sehr direkt zu christlicher Mystik.

Später besichtige ich eine große Steinhöhle, in der ein Mönch sein Heiligtum hat. Das gibt mir eine Vorstellung von der Heiligkeit der Höhlen mit den eiszeitlichen Malereien.

Schüler sprechen uns an, dass sie englisch lernen, und sich mit uns unterhalten sollen. Es ist sehr schwierig, nur wenn ich die Fragen lese, verstehe ich was gefragt ist, und die Mädchen haben mich nicht verstanden. Trotzdem finde ich das eine wirklich sehr, sehr sinnvolle Art der Didaktik.

Ein Stück weit führt unsere Reise auf der Burma-Thailandstrecke mit einer von einer Diesellok getriebenen Eisenbahn teilweise entlang dem Fels, welcher den Lauf des River Kwais bestimmt. Dann geht die Fahrt mit unserem klimatisierten Mercedes-Kleinbus weiter, bis wir an einer Bootsanlegestelle des River Kwais aussteigen. Jetzt geht die Fahrt nur mit Handgepäck im Langschwanzboot den River Kwai aufwärts durch den Dschungel. Obwohl der Motor ein Lärm erzeugt, habe ich wieder ein Gefühl von heiler Welt. Einmal erkennen wir im Fels eine Einsiedelei, weil ein oranges Mönchsgewand zum Trockenen aufgehängt ist. Wir sehen blaue Eisvögel über den Strom fliegen, vom Ufer etwas entfern, Elefanten, Storchenhäuser und Dschungel, Dschungel, Dschungel aus Bambus, Teak und anderen uns nicht bekannten Bäumen.

Schließlich endet unsere Fahrt am JUNGLE Rafts, einem schwimmenden Hotel, das aus mehreren Hausbooten besteht. Es ist ein 1-Sterne-Hotel ohne Elektrizität aber sehr romantisch.

Vor dem Essen besuchen wir ein Dorf des Bergvolks der Mon, der Ureinwohner Thailands. Dort weist ein Schild zum Tempel. Wir suchen und finden ihn schließlich. Zunächst erhoffte ich eine animistische Verehrungsstätte, aber es war eine buddhistische. Ein Mönch bittet uns zu sich in sein Stelzenhaus, das auf einer Seite völlig offen ist. Darin sind Matratzen für weitere Personen. Er bittet uns, dass wir uns zu ihm setzen. Es gibt das woher und wohin in Englisch. Er fragt uns auch nach Essen zum Frühstück, denn Mönche leben nur von Almosen, die sie von Nichtmönchen erhalten. Wir sehen keine vernünftige Gelegenheit. Dann schenkt er drei von uns einen goldenen Talisman und erbittet dafür jeweils 100 Bath, das entspricht 2 €, die er auch großzügig erhält.

Nach dem Abendessen gibt es eine Tanzaufführung von einem Laientheater vermutlich der Mon-Kinder, die am Ufer leben und dort sogar eine Schule haben.

Herr Kloss will baden, ich natürlich auch, aber mir erscheint das Flusswasser zu kalt. In unserem Handgepäck sind natürlich keine Badehosen und so wird die Unterhose zur Badehose umfunktioniert. Nach seinem ersten Bad überzeugt mich Herr Kloos, dass es nicht kalt ist. Schließlich kühle ich mich am Leiterchen im Fluss ab. In springe vom Hausboot in den Fluss. Die Strömung führt mich schnell abwärts. Unten fange ich mich an einem Leiterchen eines anderen Hausbootes ab um wieder auf das Hotel zu kommen und die Tour noch ein paar Mal zu wiederholen. Das Wasser ist sehr weich, und führt gelösten Lehm mit. Das schwimmen oder besser gesagt das Treiben lassen ist herrlich.

Schließlich sitze ich still am Fluss und denke, so muss Hermann Hesses Siddharta am Fluss gesessen sein und ihm gelauscht haben.

Sonntag 23.1.2005

Abfahrt vom Schwimmenden Hotel mit dem Langschwanzboot flussabwärts. Die Stimmung, die über dem Fluss liegt bringt uns dazu zu singen.

Da Reise führt nun nach Lopburi. Buri bedeutet dasselbe wie das indische Pur in Jodpur Singapur, Udaipur oder Jaipur, nämlich Stadt. Neben dem brausenden Kreisverkehr, im Zentrum der Stadt steigen wir aus und besichtigen den Affentempel. Es ist ein hinduistischer Schrein, der von Affen „bewacht“ wird. Es ist eine von Gläubigen vielbesuchte, heilige Städte. Die Affen machen einen viel beachteten Wirbel um sich um nicht zu sagen einen Affentheater. Gegenüber dem hinduistischen Schrein erhebt sich eine hinduistische Tempelruine, deren drei Tempeltürme die den Lingam (Phallus) Schiwas symbolisieren.

Übernachtung im Pailyn Hotel in Phitsanuloke. Mich beargwöhnte, dass Hotelpersonal hinter dem Aufzugsschacht im Flur auf dem Boden übernachtete. In der Zwischenzeit weiß ich, dass die einfachste Übernachtung in Thailand ohne Bett besteht.

Mo 24. 1. 2005

Es ist bekannt, dass die älteste Mitreisende auf der Reise Geburtstag hat. Nach ihrer Eröffnung beim Frühstück, dass heute ihr 64. Geburtstag ist, singen wir: „Viel Glück und viel Segen“ Den Hotelgästen gefällt es, dass wir gesungen haben. Die Reise geht weiter nach Chiang Mai.

Zunächst besichtigen wir bei Lampang die Klosteranlage Wat Phra Dhat Lampang Luang.

 

Eingang zur Klosteranlage

 

Zum Vergrößern in das Bild klicken

 

Pagode

 

 

 

In der Klosteranlage

Hier gibt es einen kleinen Tempel den Frauen nicht betreten dürfen. Ich betrete ihn.

Camera obsucura

Es sind außer mir zwei Männer im Tempel vor einem weißen Vorgang. Ich warte bis sie fertig sind. Es ist geheimnisvoll. Bei ihnen tut sich nichts. Sie stehen links vor dem Vorhang, und so schaue ich auf der rechten Seite hinter den Vorhang. Nichts. Allerdings sehe ich auf dem Vorhang, dass sich ein Schatten bewegt. Ich schaue von vorn auf den Vorhang. Jetzt sehe ich den Schatten sich wieder zu bewegen. Mir wird klar, nicht hinter dem Vorhang ist das Geheimnis, der Vorhang selbst ist das Geheimnis. Bei weiterem genauen hinsehen entdecke ich die goldene Pagode, auf den Kopf gestellt, auf dem Vorhang. Ich bin in einer Camera obscura, in einer Lochkamera. Das Loch der Kamera ist über der Tür. Solch eine Camera obscura haben schon die alten Griechen für Sonnenbeobachtungen verwendet. Warum Frauen nicht zugelassen sind bleibt mir ein Rätsel, vielleicht lassen sie sich weniger leicht hinters Licht führen.

Weiterfahrt zum Kloster Wat Haripoonchai. Es ist der heilige Wochentag der Buddhisten, im Kloster spüre ich noch den Nachklang von den vorausgegangenen Riten. In einem Seitengebäude bezaubern blinde Menschen durch die Musik, die sie auf Xylophon und einem Streichinstrument spielen. Im Hof ist der größte Gong der Welt. Man kann sich etwas wünschen und dann den Gong anschlagen, das geht aber nicht nur hier, sondern in allen Klöstern, die einen Gong besitzen.

Ankunft im Park Hotel in Chiang Mai.

Am Abend gehen wir zu einem Thailändisches Mahl mit Tanzvorführungen.

Die späteren Tänzerinnen empfangen uns vor dem Gebäude mit Sawadti ka. Dem thailändischen Gruß mit gefalteten Händen und einer Verneigung.

Schöne Tänze werden bei der Musik mit dem thailändischen Xylophon, einem Streichinstrument und einer Trommel auf geführt.

Der Gruß Sawadti  ka von Frauen und Sawdti kap von Männern hat nicht nur die äußere Form den Indern gleich, es wird nicht die Person, sondern die Seele begrüßt, so wie das indische Namste bedeutet: der Gott in mir grüßt den Gott in dir. Das englische morning kann husch, husch gehen, sawadi ka(p) geht nur tschah tsachah, langsam, bedächtig. Es gibt den Grüßenden Würde. 

Wir steigen die Stufen hinauf, bekommen einen Platz an der Bühne. In schönen traditionellen Kostümen wird uns das Essen serviert. Unsere Reisebegleiterin weit uns in die Gerichte und ihre Essweise ein.

Dienstag 25.1.2005

Der älteste Mitreisende hat sich über Nacht ein Ohrenproblem zugezogen und möchte einen guten Arzt besuchen. Mit seinem Einverständnis besuchen wir zuerst auf dem Berg das Kloster Doi Sutep. Wir steigen, links und rechts von je einer steinernen Schlange begleitet hunderte von Stufen zum Kloster hinauf. In einem überdachten Umgang ähnlich dem Kreuzgang unserer Klöster ist die Lebensgeschichte Buddhas an der Wand dargestellt: Der Gründer des Buddhismus ist Gautama Siddharta des Adelsgeschlechts Sakhiamuni. Seine Lebensgeschichte wird oftmals in den Tempeln dargestellt. Sie beginnt damit, dass seine Mutter von einem weißen Elefanten träumt. Dann gebärt sie wie die Mutter von Krishna oder Jesus jungfräulich geblieben den Religionsgründer. Einmal verlässt Gautama Siddharta den väterlichen Palast und sieht Krankheit und Tod. Er lässt Frau und Sohn im Palast zurück und will das Leben erkunden. Zunächst schließt er sich den Yogis an und hungert sich fast zu Tode. Da erkennt er dass der mittlere und nicht der extreme Weg zum Ziel führt. Unter der Bodhibaum, dem Ficus religiosa, dem Gummibaum mit den herzförmigen Blättern, erfährt er die Erleuchtung, wie man dem Leiden vom Rad oder Kreislauf der Wiedergeburt entkommen kann. Diesen vierfachen Weg predigte er zuerst im Gazellenhain von Benares seinen ersten fünf Jüngern.

Suthep 001Bildergalerie.jpg

Suthep 002Bildergalerie.jpg

Es gibt wieder einen Gong um Wünsche in den Kosmos zu schicken. Vom Kloster aus kann man hinab nach Chiang Mai sehen. Es ist dunstig. Die Pracht der Klöster ist nicht zu beschreiben, das können nur Bilder annähernd leisten.

Suthep3.JPG

Nach der Klosterbesichtigung geht es wieder hinab nach Chiang Mai und mit unserem Ohrenpatienten in das Krankenhaus. Nach einer ¾ Stunde kommt er strahlend heraus. Die Stimmung steigt schlagartig an. Ich glaube von da ab singen wir immer wieder mal im Bus.

Nach dem Mittagessen besichtigen wir das Kloster Wat Phra Sing. Mit Löwen als Eingangswächtern.

Anschließend geht es in die Handwerkerdörfer. Zunächst besichtigen wir eine Schirmfabrik, in der traditionelle Schirme von Hand hergestellt werden. Wir kaufen einen großen Fächer zur Dekoration in Sieglindes Zimmer. Dann besichtigen wir eine Seidenweberei und uns wird gezeigt wie Seide hergestellt wird von der Fütterung der Seidenraupen im ersten Stadium, dann dem Kochen der Kokon und dem Spinnen des Seidenfadens bis zum Weben auf Handwebstühlen. Nach der Seidenweberei mit umfangreichem Verkauf geht es zur Lackfabrik. In der Lackfabrik wir die Herstellung von Lackwaren gezeigt, mit der neuesten Variante, mit der Einarbeitung von weißen und braunen Eierschalen in den schwarzen Lack. Auch hier kaufen wir nichts. Anschließend geht es zur Silberwerkstätte. Dort schauen wir einem Silberschmied zu, wie er eine Schale treibt. Ich suche eine große silberne flache Schale, finde aber keine.

Dann geht es zurück ins Hotel.

Abends geht es auf den Nachtmarkt. Ein Markt mit Kleidern, Souvenirs, Garküchen und allem was das Herz eines Touristen begehren könnte.

Wir finden nach längerem Suchen doch noch die von Martin gewünschten T-shorts.

Mit dem Tuck-Tuck fahren wir vom Nachtmarkt um 50 Bath zum Hotel. Dann gehen wir zur Fußmassage nach nebenan und anschließend ein Beer singa large, einem großen Löwenbier, aus 2 Gläsern in der Red Bar zu trinken.

Mittwoch 26.1.2005

Morgens verlassen wir Chiang Mai, die heimliche Hauptstadt Thailands fahren durch die herrliche Berglandschaft in den Norden. Wir besuchen eine heiße Quelle, bei ihr kaufen wir eine silberne Schale, die wir bei der Silberwerkstatt nicht fanden. Abends sind wir im sehr schönen RIMKOK RESORT Hotel in Chiang Rai. Wir schwimmen bei Nacht im beleuchteten Pool, ich essen am Fluss gegrilltes Hängebauchschwein, welches so genannt wurde, weil es in Thailand Hängebauchschweine gibt und ich kein Wörterbuch dabei hatte. Es schmeckt sehr gut, den tatsächlich war es gegrillte Schweinelende.

Donnerstag 27.1.2005

Besuch des Elefanten-Camps mit dem 1. Elefanten-Hospital der Welt. Ein Elefant macht vor Sieglinde einen Hofknicks, und erbettelt sich damit eine 20-Bath Note. Sieglinde gibt sie ihm. Er gibt die Banknote dem Bananenhändler und erhält dafür einen Ring Bananen in den Rüssel. Er zeigt sie vor und steckt sie sich dann mit seinem Rüssel in sein spitzes Maul und bedankt sich bei Sieglinde wieder mit einem Hofknicks. Unsere Mitreisenden machen einen 1-stündigen Elefantenritt durch den Fluss in den Dschungel.

Elefantencamp

Wir kennen den Elefantenritt schon Jaipur und verzichten auf den Ritt, schauen uns aber den Zirkus auf freiem Feld mit den Elefanten an.

Dann geht die Reise zur Schmetterlings- und Orchideenfarm. Die Schmetterlinge haben sich versteckt, aber die Orchideen waren sehr sichtbar. Sie werden nach Europa, USA und Japan exportiert. Wir kauften ein Orchideen-Parfüm mit dem Namen Nirvana, der Kauf war nicht so aufregend wie der Parfümkauf in Istanbul. Dann kauften wir noch vergold und emaillierte Orchideen-Blütenblätter als Ohrringe und mit Anhänger im Set.

 

Orchideenfarm.JPG

Orchideen- und Schmetterlinsfarm.JPG

 

Danach geht es zu den Bergstämmen. Die Bergstämme sind keine Thais, es sind Flüchtlinge aus den nördlich gelegenen Nachbarländern. Sie stehen unter dem besonderen Schutz der thailändischen Königin Sirikit, die sich um ihre Integration bemüht. Folgender Ausspruch stammt von ihr:

„Man muss mit seinen Nachbarn so zusammenleben, dass es auch ihnen gut geht.“

Wieviel Weisheit enthält dieser unkomplizierte Satz. Bestimmt trägt auch er dazu bei, dass Thailand ein Paradies bleibt. Hier ist der Übergang vom Theravada-Buddhismus, dem kleinen Fahrzeug zum großen Fahrzeug das in China und Japan heimisch ist.

Die Bergstämme wurden von Christen missioniert und haben in ihrem Bergdorf eine christliche Kirche. Sie haben eine animistische Vergangenheit.

Zuerst kommen wir in das Dorf des Akha Stamms, der aus Südchina eingewandert ist. Die Akha kauen die berauschenden Betelnüsse, was man auch an ihren dunklen Zähnen leicht feststellen kann. Sie haben eine extrovertierte Art, die Kinder betteln.

Dann gehen wir in das Dorf des Yao-Stammes. Die Yao sind aus Tibet eingewandert. Sie sind nicht so extrovertiert wie die Akha. Wir handelten um eine Tasche, und wenn der angeboten Preis zu niedrig ist feilschen sie nicht. Sie haben mir mehr Achtung erreicht als die Akha.

Meine Stimmungen und Gefühle schwankten auf dieser Reise oftmals. Im Flugzeug mit den freundlich lächelnden Stewardessen fühlte ich mich nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes dem Himmel nahe auch im übertragenen Sinn. Bei den arm erscheinenden Bergvölkern im Norden Thailands nehme ich lieber bloß mit den Augen Kontakt auf, und gehe lieber ein bisschen auf Distanz, das liegt aber weniger daran, dass sie nicht in so abgehobener Höhe sich bewegen, sondern an ihrer Reserviertheit oder umgekehrt an ihrer Aufdringlichkeit.

Danach ging die Reise in das berühmt, berüchtigte Goldene Dreieck. Der Name Golden rührt daher, dass früher 1 Gramm Rauschgift gegen 1 Gramm Gold verkauft wurde.

Und Dreieck bezeichnet ein Dreiländereck. Hier stoßen, am Grenzfluss Mekong, der schlussendlich nach Westen durch China fließt, die drei Länder Thailand, das Bruderland Laos und Myanmar, das früher Burma hieß, zusammen. Wir fahren wieder mit einem Langschwanzboot auf dem Grenzfluss in Reichweite an Burma und Laos vorbei. Von Laos grüßt uns die Flamme des Waldes (Flame of the forrest), ein Baum mit flammenfarbenen Blüten. Ich möchte ein kleines, spiegelverziertes Geisterhäuschen kaufen, aber wir haben schon Übergewicht, und so lasse ich es.

Die Reise führt nun zum nördlichsten Punkt Thailands, in dem Massen von Waren hereinfliesen. Es werden rohe und geschliffene Rubine angeboten, die einen auf der Straße die anderen im Juweliergeschäft. Es ist wie das frühere aber nun verschwundene Stuttgarter Geschäft „Die Schatzinsel“ ausgedehnt auf mehrere Straßenabschnitte mit dazwischenliegenden Garküchen, Verkauf von Obst und getrockneten Speisen, Klamotten, Schuhen, Souvenirs und die ganze Palette was sich billig und schnell verscheuern läst. Ich hätte ähnlich unseren Holzfröschen eine Holz-Zikade mitnehmen sollen, ich hoffe später noch einmal eine zu finden, leider war dem nicht so.

Die gute Gewohnheit, bei einer islamischen Mosche oder bei einem buddhistischen Tempel eine öffentliche Toilette zu haben war mir sehr nützlich. Dies könnte als ein Vorbild für christliche Kirchen dienen. In Stuttgart gibt es nur noch eine öffentliche Toilette hinter dem Stuttgarter Rathaus.

Abends sind wir wieder in dem sehr schönen Hotel in Chiang Rai wir schwimmen bei Nacht wieder im Pool, wir essen wieder über dem Flussufer und immer gibt es thailändisches Beer Singa, das heißt Löwenbier.

Im Internetcafe des Hotels nehme ich Kontakt mit Europa auf, schaue nach E-Mails und schicke Daniel eine Kurznachricht. Klaus hat ein Mail geschickt und unter anderem gesagt, dass er „Gespräche mit Lucy Band 1“ verschlungen habe. Das ist natürlich eine sehr schöne Nachricht für mich.

Freitag 28.1.2005

Rückfahrt durch den Dschungel des Himalajaausläufers. Am Beginn steiler Gebirgsabfahrten stehen viele Geisterhäuschen mit brennenden Räucherstäbchen, damit man den Geistern Spenden übergeben kann. Unser Fahrer begnügt sich mit dem üblichen dreimaligen Hupen um die Geister für unsere gute Abfahrt zu bitten. Vom Bus aus sehen wir Akazien oder Bäume, die das begehrte Teakholz liefern, sie sind jetzt geschützt und jede Pflanzung eines Teakbaumes wird registriert und jede Fällung muss beantragt und genehmigt werden. Manchmal ist der wilde Dschungel unterbrochen durch Plantagen. Rote, weiße oder orange Bougenvillen künden von menschlichen Ansiedlungen in Mitten des wilden Dschungels. Wir sehen Bananen, von denen es in Thailand 130 verschiedene Sorten gibt, von finger- oder eiergroßen bis zu den uns bekannten großen Früchten. Bananen werden staudenweise gekauft. Sie schmecken sehr aromatisch. In Thailand gibt es nur Biogemüse und -obst. Eine künstliche Düngung ist nicht nötig. Palmen wechseln mit Tamarinden, Mandarinen, Ananas und Reisfeldern.

Reisfelder

Ab und zu sieht man auch einen Baum mit großen, gelben, glockenförmigen Blüten, wie unsere großen, jedoch weißen Wicken. Spätestens nach einem Kilometer Entfernung löst sich der Dschungel im tropisch, feuchten Dunst auf. Wir besuchen eine Ananasplantage und kosten entgegen den Thais das stark fruchtsäurehaltige Obst ohne Salz. Dafür essen wir die Tomaten entgegen den Thais nicht mit Zucker sondern mit Salz. Die Ananas schmeckt sehr fruchtig und besser als die gewohnten sirupsüßen aus der Dose.

Am Abend besichtigen wir das antike Sukothai, das in einem sehr schönen Park liegt.

Sukothai

Sukothai 001Bildergalerie.jpg

Sukothai 003Bildergalerie.jpg

 

Und Übernachten im Pailyn Sukhothai Hotel.

Samstag 29.1.2005

Von Sukothai geht die Reise durch Reisfelder und tropischen Dschungel.

Die Reiseleiterin und der Busfahrer werden mit dem Lied „Nehmt Abschied Brüder“ im Strandhotel verabschiedet. Das Hotelpersonal klatscht.

Nächtliches Baden im Meer. Wassertemperatur angenehm warm (32oC)

Abendessen am Strand auf Bambusmöbel. Wir sind zwiegespalten, ob wir korrekt bedient wurden, die Einladung zum Essen war eher türkisch aggressiv als thailändisch lächelnd und die Rechnung war zunächst falsch.

Sonntag 30.1.2005

Erstes Schwimmen im Meer gegen ¼ 11 Uhr

Mittagessen Pizza Hawaii in der Hotelanlage. Ich erhalte eine thailändische Kräuterölmassage, ich dufte gut aber mir genügt in der Zukunft die billigere Thaimassage.

Unter dem Strohdach eines kleinen für Massage erstellten Storchenhäuschens erhält Sieglinde eine Thaimassage. Neben der Matratze steht eine große Porzellanschüssel, in der Blüten schwimmen, sie dient zum Waschen der Hände der Masseurin. Die Thaimassage findet nicht unbedingt auf der Haut statt, sie wird am Rücken durch die Kleidung oder durch ein Badetuch hindurch gegeben. Eine sanfte Brise streift durch das Storchenhäuschen. Die nahe Brandung ebbt langsam ab, weil die Aufmerksamkeit sich auf die Massage richtet.

Den Rest des Tages verbringen wir unter dem Strandschirm abends noch einmal schwimmen im Meer.

Abendessen im Restaurant über der Straße.

Montag 31.1.2005

Dieser Tag fällt wegen Sonnenbrand aus. Wir bleiben im Zimmer. Die Decke fällt uns auf den Kopf.

Ich erhalte im Storchenhäuschen eine Thaimassage. Wir essen die mitgebrachten Sachen.

Dienstag 1.2.2005

Ausflug nach Ko Samet.

Schiffsfahrt zur Insel und zurück

Sieglinde erhält auf dem weißen Strand im Schatten von Bäumen eine thailändische Fußmassage.

Abendessen im Restaurant über der Straße.

Mittwoch 2.2 2005

Heute erhalte ich die letzte Thaimassage.

Abendessen im Restaurant über der Straße.

Donnerstag 3.2.2005

Morgens um 3 Uhr Abfahrt vom Strandhotel mit Lunchbox im Volvo nach Bangkok, Abflug um 7 Uhr 50. Die überzähligen Thailändischen Baths werden in € zurückgewechselt.

Mit was kann Thailand verglichen werden? Unsere Reiseleiterin gab einen sehr guten Hinweis, in dem sie sagte. „Thailand macht eine Heiratspolitik“. Ja, von Europa aus könnte man sagen, Thailand ist das Österreich Asiens. Es liebt die Kunst wie Österreich, es ist höflich wie Österreich und es ist sexuell freizügiger wie Österreich. Mit Indien kann es gar nicht verglichen werden, Indien ist schmutzig, und die Menschen sind Indoeuropäer, die Thais sind Asiaten. Es könnte allenfalls noch mit Nepal verglichen werden, was die Tempel anbelangt. Indien hat viele schöne Paläste, Thailand hat viele schöne Klöster bzw. Tempel aber Thailand ist nicht nur sauberer sondern auch farbenprächtiger als Indien. Herr Kloos verglich China und Thailand und sagte, dass bei China sich die Pracht mehr oder weniger auf Peking konzentriert. Und unsere Reiseleiterin sagte: „In China geht es husch, husch, in Thailand tschah, tschah, langsam, langsam.